Liebe Forianer,
nun möchte ich mich doch an der kleinen Geschichte unserer tapferen Gummibärchenbande versuchen. Ich möchte mich aber vorher noch unbedingt bei Euch bedanken. Es waren die warmen Worte, Eure lieben Wünsche und die guten Gedanken, welche uns unsagbare Kraft gegeben haben. Ihr seid einfach toll... Danke von ganzem Herzen.
Eigentlich fing der Tag ganz toll an. Mir ging es super und die drei kleinen Gummibärchen machten Ihren Namen alle Ehre und stupsten hier und da schon ganz sanft die Mama an. Dadurch, dass ich am Muttermund doch das eine oder andere komische Pieksen verspürte, hatte ich einen ausführlichen Panik-US in der Kiwu und konnte unsere drei kleinen Bärchen noch erstaunt bewundern und beruhigt nach Hause fahren. Am Abend hatte ich von Jetzt auf Gleich ein tierisches Ziehen im Darm und bin blitzschnell auf die Toilette entschwunden. Aus dem Badezimmer kam ich nun nicht mehr heraus und Erbrechen und Durchfall wechselten sich knapp eine Stunde lang ab. Mein Kreislauf versagte so sehr, dass ich irgendwann nicht mal mehr sitzen, geschweige denn stehen oder gehen konnte. Mein bester Freund war mein Badezimmerteppich, der mich nach jedem Versuch des Aufrichtens wieder sanft aufgefangen hatte. Nun wurde es wohl doch Zeit den Rettungsdienst zu rufen. Als sie ankamen waren sie noch guter Hoffnung mich in den Krankenwagen zu verfrachten und ins Krankenhaus zu fahren. Daraus wurde nix, mein Körper war da einfach anderer Meinung und der Notarzt wurde nachgeordert. Nach drei Tüten intravenösen Zauberwassers und geheimnisvollen Zutaten aus dem Koffer, war es mir Schritt für Schritt möglich meinen Körper wieder aufzurichten und es gelang mir sogar die 20 Meter bis zum Rettungswagen gestützt von zwei starken Männern, aber auf eigenen Beinen, zu bewältigen. (Die Alternative wäre die Trage und das Wohnzimmerfenster gewesen). Nun durften wir unsere Reise mit Blaulicht ins KKH antreten.
Schon während der Fahrt fingen die ersten Schmerzen im Oberbauch an. Jede Delle, jedes Schlagloch, jeder Stoß machten sich bemerkbar und ich habe wirklich drei XXX gemacht als wir endlich angekommen sind. Leider war ich dann schon so verkrampft, dass ich nur noch seitlich liegen konnte, der US über den Bauch sehr spärlich ausfiel und sie nur ein Baby mit Herzschlag einfangen konnten. Vaginal wollten sie wegen des Durchfalls und der Keimverschleppung nicht schallen. Da ich an dem Tag aber einen sehr guten US hatte und augenscheinlich alles gut aussah, ging nun das Rätselraten los. Die Ideen reichten von der verdorbenen Pizza des Lieferservices bis hin zu Gallensteinen... Bis zu 10 Ärzte aus den verschiedensten Fachrichtungen standen zeitweise beratend in meinem Raum. Meine Blutwerte verschlechterten sich stetig, meine Schmerzen waren so stark, dass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte und das sachte schwangerenfreundliche Schmerzmittel brachte nur minimal Linderung. Inzwischen war mein Körper auch in den Schockzustand verfallen. Ein Arzt der Inneren schob dann ein weiteres US-Gerät in den Raum und konnte erstmals freie Flüssigkeit nachweisen, wo keine hin gehörte... Mit einem Mal waren wir mit dem Informationsbogen für das CT konfrontiert und der Aufklärung über eine höhere Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs einer Krebserkrankung bei den Babys durch die Strahlenbelastung.... Das saß tief..... Ich war nicht mehr verlegungsfähig und das MRT erst in ein paar Stunden wieder mit Personal besetzt. Die Zeit hatte mein Körper aber nicht mehr...Die Ärzte machten uns definitiv klar, das es ihre erste Priorität wäre, das Leben der Mutter zu retten und die Kinder ohne mich sowieso keine Überlebenschance hatten... So langsam haben wir wahrscheinlich noch nie etwas unterschrieben....
Dann war sie da die Gewissheit, noch bevor die Ärztin den Mund öffnete, sah ich diesen Blick. Diesen Einen, der mehr sagte als alle Worte der Welt... ich kannte ihn zu gut und wusste um seine tiefe, schmerzhafte Bedeutung. Da war sie nun die Diagnose: Uterus-Ruptur. 10 Minuten später lag ich im OP.
Erwacht bin ich dann auf der ITS nach langsamen Aufwecken aus dem künstlichen Koma und Händchen haltend mit meinem Mann. Die Ärztin neben meinem Bett freute sich sichtlich mich wieder unter den Lebenden zu haben. Auf die noch benebelte Frage nach den Babys, folgte dieser alles sagende Blick mit leicht gesenkten Kopfschütteln und zeitgleich spürte ich den Kräfte spendenden, kräftigeren Druck der Hand meines Mannes.
Ein paar Momente später und meinerseits doch etwas aufnahmefähiger, erzählte mir eine Ärztin von dem Ablauf der OP und von dem Kampfgeist welcher doch noch in meiner Gebärmutter tobte. Zwei der Babys schwammen bereits in meinem Bauchraum, sie hatten keine Chance. Das dritte Gummibärchen aber wollte noch ganz lange bei mir bleiben und hatte sich doch einen schönen tiefen Platz in der GM ausgesucht. Das kleine Herzchen schlug so kräftig. Die Ärzte wollten versuchen die GM um den Kämpfer zu verschließen und ihm eine Chance zu geben. Doch mein Blutverlust war riesig. Es wurden insgesamt 20 Blutkonserven aufgebraucht. So wie die Blutkonserve in meinen Körper floss, so trat sie auch wieder aus. Der kleine Kämpfer wurde nicht mehr ausreichend versorgt. Auch er folgte in den Sternenkinderhimmel.
Kurz nach dem Gespräch ging die Tür auf und die Seelsorgerin, welche uns bereits beim großen Bruder betreute stand im Zimmer. Und natürlich nahm ich ihr Angebot gern an, uns unsere Kinder zu bringen. Die Hebammen haben sich wirklich rührend um unsere Kleinen gekümmert. Wir bekamen eine wunderschöne Karte, Fußabdrücke und Foto´s der Kleinen und dann wurde mir ein weiches Moltontuch überreicht. Es war umbunden mit einer Satinschleife an denen zwei gehäkelte Schmetterlinge und ein Herz hingen. Die genauen Gegenstücke dazu habe ich auch erhalten. Und dann folgte der spannende und neugierige Blick auf unsere Kinder. Waren sie wunderschön.*love1* So kleine perfekte Wesen. Zwei waren 14 cm groß und das Jüngere 12 cm. Sie hatten so zarte Finger und Füße, die Rippen zeichneten sich durch Ihre Haut ab und die winzigen Ohren waren einfach zuckersüß. Ok eins hatte definitiv die Nase meines Mannes, aber das hätte sich bestimmt noch verwachsen ;-) Die Hebammen haben sie wundervoll nebeneinander gelegt, das sah aus, als wenn die drei Engelchen friedlich miteinander Kuscheln. Ich war so dankbar, dass mit Ihnen so würdevoll umgegangen und sie als kleine, geliebte Menschen wahr genommen wurden. Die Kleinen wanderten dann wieder zurück zu den Hebammen und ich konnte mir sie so oft bringen lassen wie ich wollte. Langsam ging es körperlich bergauf und 2 Tage nach der OP durfte ich dann die ITS verlassen und wurde auf die Gyn verlegt.
Wäre der Verlust nicht schon schwer genug, so musste mir mein Körper echt noch einen rein würgen. Er wollte wohl unbedingt zeigen was für großartige mütterliche Pflichten er übernehmen wollte und so sorgte er einmal mehr für das Herunterklappen der Kinnladen bei den Ärzten, als ich fünf Tage nach der Geburt einen ordentlichen Milcheinschuss bekommen habe und das in einer so frühen SSW. Welch ein Hohn.....
Vorsichtig legte mir eine Schwester einen kleinen Stapel Papiere ins Zimmer mit den Worten.... Sie können sich ruhig Zeit lassen. Ein Blick darauf und mir wurde klar, dass es sich hierbei um die Bestattungsmodalitäten handelte. Eine Sammelbestattung des KKH kam für uns aber definitiv nicht in Frage. Wir wollten unsere Kinder nicht über die Stadt verteilen und hatten doch bereits den kleinen Garten unseres großen Kämpfers. Schnell wählte ich die Nummer des Bestatters, welcher uns schon beim großen Bruder betreut hatte und noch am selben Abend stand er neben meinem Krankenbett und besprach unsere Wünsche. Am nächsten Tag bekam ich erneut spontanen Besuch von ihm und seiner Frau und er überraschte mich mit einer Schatulle, welche ich selber gestalten konnte. Wieder hatte ich das warme Gefühl von Dankbarkeit in meinem Herzen. Endlich konnte ich als Mama etwas für unsere drei Engelchen tun. Mein Mann brachte mir noch Farben, Pinsel und Wolle mit und so entstand mit ganz viel Liebe ein kuscheliges Deckchen und ein buntes Bettchen.
Am Tag 10 wurde ich nach Hause entlassen - endlich Ruhe und Privatssphäre genießen... Am 11. Tag wurde ich über die Rettungsstelle mit Fieber und Schmerzen wieder aufgenommen. Ich hatte mir trotz Heparingaben im KKH 2 tiefe Venenthrombosen im Bein und eine einseitige Lungenembolie zugezogen. Super, wenn dann muss ich ja auch alles haben. Das bedeutete weitere Zeit im KKH und immer noch keinen Abschied von unseren Kindern. Aber auch hier reagierte unser Bestatter einfach toll. Er wusste, dass es mir wahnsinnig wichtig war, die 3 Kleinen in Ihr endgültiges Bettchen zu legen und so rief er in Absprache mit mir in der Pathologie an und bat darum die drei kleinen doch ein wenig zu behandeln. So konnte ich die wunderschöne Gummibärchenbande 5 Wochen nach Ihrem Einzug ins Sternenkinderland noch einmal in meinen Händen halten und sie in das Deckchen wickeln, bevor ich unsere drei kleinen Jungen in der Schmetterlingsschatulle zur Ruhe legte. Jetzt schlafen sie ganz fest und nah bei Ihrem großen Bruder und leuchten im Nachthimmel um die Wette.....
Ich möchte mich noch einmal von ganzem Herzen bei Euch bedanken... Wir wurden auch durch eure Worte und Gesten in unserer Trauer getragen... Das war eine wunderschöne Kraft, die uns geschenkt worden ist.... Danke
@ rambolilly: Vielen herzlichen Dank für alles was du für uns getan hast. Unsere Engel kuscheln jetzt mit deinen wunderschönen Geschenken....Dankeschön
@ Juna: Ohne dich hätte ich so viele Dinge nicht ertragen können. Ich danke dir für all die Screenshots per Whats App, als ich selber nicht ins Netz kam. Ich danke dir für den Zuspruch der unkonventionellen Wege meiner Trauer ;-) Ich danke dir für das Teilen von intimen Gedanken und für die vielen Ideen, die mich beflügeln konnten.
@ Dr.Cuddy und Elfi Oemmel: Ihr seid echt tolle Menschen, den Cocktailabend müssen wir unbedingt wiederholen.
@ mave: dein Outing lag ja nur knapp daneben *love3* Es war wohl doch alles blau ;-)
@ dienchen: Ich glaube du weißt gar nicht, wie oft ich über deine Worte nachgedacht habe. Und ganz oft rufe ich sie mir ins Gedächtnis und finde den etwas abgewandelten Gedanken daran, dass meine 3 Sternchen noch einmal unbedingt bei Ihrer Mama sein wollten wunderschön.
@ Schwarzbeere in Geheimmission: Ich habe dich einfach lieb... Es tut mir leid...
Wer so weit gekommen ist, hat echt meinen Respekt verdient. Sorry das es so lang geworden ist, aber das therapeutische Schreiben hat mir wahnsinnig gut getan. Jetzt habe ich bitte noch einen letzten Wunsch, den ich bitte, zu respektieren.
In letzter Zeit werde ich immer häufiger als das Negativ-Beispiel einer Mehrlingsschwangerschaft benannt. Das ist nicht der Fall!!! Hier werden gerade Ängste bei Schwangeren Mehrlingsmamas geschürt, die ich so auf keinen Fall unterstützen möchte. Meine Gebärmutter ist nicht an der Kaiserschnittnarbe gerissen, diese hat Bombe gehalten. Meine Gebärmutter platzte auch nicht wegen der wachsenden Drillinge. Sie hätte bei einer Einlingsschwangerschaft lediglich 2-3 Wochen länger gehalten. Mein Uterus riss auf Grund einer individuellen Veränderung meiner Gebärmutter, auf welche ich hier nicht näher eingehen möchte. Tatsache ist aber, das es wahnsinnig unwahrscheinlich ist, das eine weitere Dame aus dem Forum hier betroffen ist. Das soll jetzt bitte nicht böse klingen, aber ich möchte wirklich nicht diejenige "Geschichte" sein, die als Dauermärchen irgendwo endet und einfach nicht den Tatsachen einer "normalen" Mehrlingsschwangerschaft entspricht, welche ja nun doch schon genug Risiken und Ängste birgt.
Ich danke auch hier für Euer Verständnis und nochmals für das laaaaaaaaaaange Lesen des Textes.
Liebe Grüße
Ladli
nun möchte ich mich doch an der kleinen Geschichte unserer tapferen Gummibärchenbande versuchen. Ich möchte mich aber vorher noch unbedingt bei Euch bedanken. Es waren die warmen Worte, Eure lieben Wünsche und die guten Gedanken, welche uns unsagbare Kraft gegeben haben. Ihr seid einfach toll... Danke von ganzem Herzen.
Eigentlich fing der Tag ganz toll an. Mir ging es super und die drei kleinen Gummibärchen machten Ihren Namen alle Ehre und stupsten hier und da schon ganz sanft die Mama an. Dadurch, dass ich am Muttermund doch das eine oder andere komische Pieksen verspürte, hatte ich einen ausführlichen Panik-US in der Kiwu und konnte unsere drei kleinen Bärchen noch erstaunt bewundern und beruhigt nach Hause fahren. Am Abend hatte ich von Jetzt auf Gleich ein tierisches Ziehen im Darm und bin blitzschnell auf die Toilette entschwunden. Aus dem Badezimmer kam ich nun nicht mehr heraus und Erbrechen und Durchfall wechselten sich knapp eine Stunde lang ab. Mein Kreislauf versagte so sehr, dass ich irgendwann nicht mal mehr sitzen, geschweige denn stehen oder gehen konnte. Mein bester Freund war mein Badezimmerteppich, der mich nach jedem Versuch des Aufrichtens wieder sanft aufgefangen hatte. Nun wurde es wohl doch Zeit den Rettungsdienst zu rufen. Als sie ankamen waren sie noch guter Hoffnung mich in den Krankenwagen zu verfrachten und ins Krankenhaus zu fahren. Daraus wurde nix, mein Körper war da einfach anderer Meinung und der Notarzt wurde nachgeordert. Nach drei Tüten intravenösen Zauberwassers und geheimnisvollen Zutaten aus dem Koffer, war es mir Schritt für Schritt möglich meinen Körper wieder aufzurichten und es gelang mir sogar die 20 Meter bis zum Rettungswagen gestützt von zwei starken Männern, aber auf eigenen Beinen, zu bewältigen. (Die Alternative wäre die Trage und das Wohnzimmerfenster gewesen). Nun durften wir unsere Reise mit Blaulicht ins KKH antreten.
Schon während der Fahrt fingen die ersten Schmerzen im Oberbauch an. Jede Delle, jedes Schlagloch, jeder Stoß machten sich bemerkbar und ich habe wirklich drei XXX gemacht als wir endlich angekommen sind. Leider war ich dann schon so verkrampft, dass ich nur noch seitlich liegen konnte, der US über den Bauch sehr spärlich ausfiel und sie nur ein Baby mit Herzschlag einfangen konnten. Vaginal wollten sie wegen des Durchfalls und der Keimverschleppung nicht schallen. Da ich an dem Tag aber einen sehr guten US hatte und augenscheinlich alles gut aussah, ging nun das Rätselraten los. Die Ideen reichten von der verdorbenen Pizza des Lieferservices bis hin zu Gallensteinen... Bis zu 10 Ärzte aus den verschiedensten Fachrichtungen standen zeitweise beratend in meinem Raum. Meine Blutwerte verschlechterten sich stetig, meine Schmerzen waren so stark, dass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte und das sachte schwangerenfreundliche Schmerzmittel brachte nur minimal Linderung. Inzwischen war mein Körper auch in den Schockzustand verfallen. Ein Arzt der Inneren schob dann ein weiteres US-Gerät in den Raum und konnte erstmals freie Flüssigkeit nachweisen, wo keine hin gehörte... Mit einem Mal waren wir mit dem Informationsbogen für das CT konfrontiert und der Aufklärung über eine höhere Wahrscheinlichkeit des Ausbruchs einer Krebserkrankung bei den Babys durch die Strahlenbelastung.... Das saß tief..... Ich war nicht mehr verlegungsfähig und das MRT erst in ein paar Stunden wieder mit Personal besetzt. Die Zeit hatte mein Körper aber nicht mehr...Die Ärzte machten uns definitiv klar, das es ihre erste Priorität wäre, das Leben der Mutter zu retten und die Kinder ohne mich sowieso keine Überlebenschance hatten... So langsam haben wir wahrscheinlich noch nie etwas unterschrieben....
Dann war sie da die Gewissheit, noch bevor die Ärztin den Mund öffnete, sah ich diesen Blick. Diesen Einen, der mehr sagte als alle Worte der Welt... ich kannte ihn zu gut und wusste um seine tiefe, schmerzhafte Bedeutung. Da war sie nun die Diagnose: Uterus-Ruptur. 10 Minuten später lag ich im OP.
Erwacht bin ich dann auf der ITS nach langsamen Aufwecken aus dem künstlichen Koma und Händchen haltend mit meinem Mann. Die Ärztin neben meinem Bett freute sich sichtlich mich wieder unter den Lebenden zu haben. Auf die noch benebelte Frage nach den Babys, folgte dieser alles sagende Blick mit leicht gesenkten Kopfschütteln und zeitgleich spürte ich den Kräfte spendenden, kräftigeren Druck der Hand meines Mannes.
Ein paar Momente später und meinerseits doch etwas aufnahmefähiger, erzählte mir eine Ärztin von dem Ablauf der OP und von dem Kampfgeist welcher doch noch in meiner Gebärmutter tobte. Zwei der Babys schwammen bereits in meinem Bauchraum, sie hatten keine Chance. Das dritte Gummibärchen aber wollte noch ganz lange bei mir bleiben und hatte sich doch einen schönen tiefen Platz in der GM ausgesucht. Das kleine Herzchen schlug so kräftig. Die Ärzte wollten versuchen die GM um den Kämpfer zu verschließen und ihm eine Chance zu geben. Doch mein Blutverlust war riesig. Es wurden insgesamt 20 Blutkonserven aufgebraucht. So wie die Blutkonserve in meinen Körper floss, so trat sie auch wieder aus. Der kleine Kämpfer wurde nicht mehr ausreichend versorgt. Auch er folgte in den Sternenkinderhimmel.

Kurz nach dem Gespräch ging die Tür auf und die Seelsorgerin, welche uns bereits beim großen Bruder betreute stand im Zimmer. Und natürlich nahm ich ihr Angebot gern an, uns unsere Kinder zu bringen. Die Hebammen haben sich wirklich rührend um unsere Kleinen gekümmert. Wir bekamen eine wunderschöne Karte, Fußabdrücke und Foto´s der Kleinen und dann wurde mir ein weiches Moltontuch überreicht. Es war umbunden mit einer Satinschleife an denen zwei gehäkelte Schmetterlinge und ein Herz hingen. Die genauen Gegenstücke dazu habe ich auch erhalten. Und dann folgte der spannende und neugierige Blick auf unsere Kinder. Waren sie wunderschön.*love1* So kleine perfekte Wesen. Zwei waren 14 cm groß und das Jüngere 12 cm. Sie hatten so zarte Finger und Füße, die Rippen zeichneten sich durch Ihre Haut ab und die winzigen Ohren waren einfach zuckersüß. Ok eins hatte definitiv die Nase meines Mannes, aber das hätte sich bestimmt noch verwachsen ;-) Die Hebammen haben sie wundervoll nebeneinander gelegt, das sah aus, als wenn die drei Engelchen friedlich miteinander Kuscheln. Ich war so dankbar, dass mit Ihnen so würdevoll umgegangen und sie als kleine, geliebte Menschen wahr genommen wurden. Die Kleinen wanderten dann wieder zurück zu den Hebammen und ich konnte mir sie so oft bringen lassen wie ich wollte. Langsam ging es körperlich bergauf und 2 Tage nach der OP durfte ich dann die ITS verlassen und wurde auf die Gyn verlegt.
Wäre der Verlust nicht schon schwer genug, so musste mir mein Körper echt noch einen rein würgen. Er wollte wohl unbedingt zeigen was für großartige mütterliche Pflichten er übernehmen wollte und so sorgte er einmal mehr für das Herunterklappen der Kinnladen bei den Ärzten, als ich fünf Tage nach der Geburt einen ordentlichen Milcheinschuss bekommen habe und das in einer so frühen SSW. Welch ein Hohn.....
Vorsichtig legte mir eine Schwester einen kleinen Stapel Papiere ins Zimmer mit den Worten.... Sie können sich ruhig Zeit lassen. Ein Blick darauf und mir wurde klar, dass es sich hierbei um die Bestattungsmodalitäten handelte. Eine Sammelbestattung des KKH kam für uns aber definitiv nicht in Frage. Wir wollten unsere Kinder nicht über die Stadt verteilen und hatten doch bereits den kleinen Garten unseres großen Kämpfers. Schnell wählte ich die Nummer des Bestatters, welcher uns schon beim großen Bruder betreut hatte und noch am selben Abend stand er neben meinem Krankenbett und besprach unsere Wünsche. Am nächsten Tag bekam ich erneut spontanen Besuch von ihm und seiner Frau und er überraschte mich mit einer Schatulle, welche ich selber gestalten konnte. Wieder hatte ich das warme Gefühl von Dankbarkeit in meinem Herzen. Endlich konnte ich als Mama etwas für unsere drei Engelchen tun. Mein Mann brachte mir noch Farben, Pinsel und Wolle mit und so entstand mit ganz viel Liebe ein kuscheliges Deckchen und ein buntes Bettchen.

Am Tag 10 wurde ich nach Hause entlassen - endlich Ruhe und Privatssphäre genießen... Am 11. Tag wurde ich über die Rettungsstelle mit Fieber und Schmerzen wieder aufgenommen. Ich hatte mir trotz Heparingaben im KKH 2 tiefe Venenthrombosen im Bein und eine einseitige Lungenembolie zugezogen. Super, wenn dann muss ich ja auch alles haben. Das bedeutete weitere Zeit im KKH und immer noch keinen Abschied von unseren Kindern. Aber auch hier reagierte unser Bestatter einfach toll. Er wusste, dass es mir wahnsinnig wichtig war, die 3 Kleinen in Ihr endgültiges Bettchen zu legen und so rief er in Absprache mit mir in der Pathologie an und bat darum die drei kleinen doch ein wenig zu behandeln. So konnte ich die wunderschöne Gummibärchenbande 5 Wochen nach Ihrem Einzug ins Sternenkinderland noch einmal in meinen Händen halten und sie in das Deckchen wickeln, bevor ich unsere drei kleinen Jungen in der Schmetterlingsschatulle zur Ruhe legte. Jetzt schlafen sie ganz fest und nah bei Ihrem großen Bruder und leuchten im Nachthimmel um die Wette.....
Ich möchte mich noch einmal von ganzem Herzen bei Euch bedanken... Wir wurden auch durch eure Worte und Gesten in unserer Trauer getragen... Das war eine wunderschöne Kraft, die uns geschenkt worden ist.... Danke
@ rambolilly: Vielen herzlichen Dank für alles was du für uns getan hast. Unsere Engel kuscheln jetzt mit deinen wunderschönen Geschenken....Dankeschön
@ Juna: Ohne dich hätte ich so viele Dinge nicht ertragen können. Ich danke dir für all die Screenshots per Whats App, als ich selber nicht ins Netz kam. Ich danke dir für den Zuspruch der unkonventionellen Wege meiner Trauer ;-) Ich danke dir für das Teilen von intimen Gedanken und für die vielen Ideen, die mich beflügeln konnten.
@ Dr.Cuddy und Elfi Oemmel: Ihr seid echt tolle Menschen, den Cocktailabend müssen wir unbedingt wiederholen.
@ mave: dein Outing lag ja nur knapp daneben *love3* Es war wohl doch alles blau ;-)
@ dienchen: Ich glaube du weißt gar nicht, wie oft ich über deine Worte nachgedacht habe. Und ganz oft rufe ich sie mir ins Gedächtnis und finde den etwas abgewandelten Gedanken daran, dass meine 3 Sternchen noch einmal unbedingt bei Ihrer Mama sein wollten wunderschön.
@ Schwarzbeere in Geheimmission: Ich habe dich einfach lieb... Es tut mir leid...
Wer so weit gekommen ist, hat echt meinen Respekt verdient. Sorry das es so lang geworden ist, aber das therapeutische Schreiben hat mir wahnsinnig gut getan. Jetzt habe ich bitte noch einen letzten Wunsch, den ich bitte, zu respektieren.
In letzter Zeit werde ich immer häufiger als das Negativ-Beispiel einer Mehrlingsschwangerschaft benannt. Das ist nicht der Fall!!! Hier werden gerade Ängste bei Schwangeren Mehrlingsmamas geschürt, die ich so auf keinen Fall unterstützen möchte. Meine Gebärmutter ist nicht an der Kaiserschnittnarbe gerissen, diese hat Bombe gehalten. Meine Gebärmutter platzte auch nicht wegen der wachsenden Drillinge. Sie hätte bei einer Einlingsschwangerschaft lediglich 2-3 Wochen länger gehalten. Mein Uterus riss auf Grund einer individuellen Veränderung meiner Gebärmutter, auf welche ich hier nicht näher eingehen möchte. Tatsache ist aber, das es wahnsinnig unwahrscheinlich ist, das eine weitere Dame aus dem Forum hier betroffen ist. Das soll jetzt bitte nicht böse klingen, aber ich möchte wirklich nicht diejenige "Geschichte" sein, die als Dauermärchen irgendwo endet und einfach nicht den Tatsachen einer "normalen" Mehrlingsschwangerschaft entspricht, welche ja nun doch schon genug Risiken und Ängste birgt.
Ich danke auch hier für Euer Verständnis und nochmals für das laaaaaaaaaaange Lesen des Textes.
Liebe Grüße
Ladli