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Geburtsbericht Junili (6 Antworten)

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Vorab: Ich will niemanden angst machen! Die Geburt an sich + Einleitung empfinde ich als schön, schlimm fand ich höchstens den Einlauf *lol* Ich habe eine Art Tagebuch geschrieben, vermutlich um selbst den Überblick zu behalten oder alles was NACH der Geburt kam zu verarbeiten. Den Nach-Geburtsteil hab ich absichtlich so kurz wie möglich gehalten... ich hatte kein gutes Krankenhaus und vieles lief schief- Sowas ist aber absolute Ausnahme und bei meinen anderen Kindern hatte ich nie so ein Theater.

Tagebuch


27. Mai - 38+3 SSW

Der Befund macht mich fertig. Seit 2 Wochen hat sich nichts am Befund geändert, alles geburtsunreif. Gebärmutterhals 2 cm, Muttermund weit hinten,
Kopf abschiebbar. Die Hebamme meint, wenn der Befund so bleibt kann man nur mit Tabletten/Gel einleiten und das kann einen Wehensturm verursachen.
Mit Rizinusei (Rührei gebraten in Rizinusöl) wird versucht einzuleiten, 2 Std später kommen Wehen im 2 Min Abstand die echt weh tun. Nach 9 Std verschwinden sie endlich
2 Tage später kommt raus: Alles umsonst! Befund unverändert...

30. Mai - 38+5 SSW

Nächster Versuch mit Rizinusei, dieses mal 12 Std lang Wehen, teilweise mit nur 40 Sek Pause dazwischen. Mein Mann will ins KH, ich aber nicht... und so veratme ich die ganze Nacht die Wehen.

3 Juni - 39+2 SSW

Weiterer Versuch, nach dem wieder mal alles unverändert geblieben ist. Dieses mal kriege ich nicht mal mehr nach dem Rizinusei Wehen... was ist nur los?

7 Juni - 39+6 SSW

Letzter Versuch mit Rizinusei, ich muss kämpfen das Zeug im Magen zu behalten. Es ist so verdammt ekelerregend geworden...
Dieses mal kamen wieder Wehen, wieder in kurzen Abständen und dieses mal brachten sie auch Gott sei dank ein wenig. Nach 12 Std Wehen und veratmen ist der Befund
endlich geburtsreif und man kann wenn es sein muss mit Wehentropf arbeiten.

10 Juni - 40+2 SSW

Ich hab Glück! Mein Frauenarzt der gegen Einleitung ist und mich erst mal bis 41+3 warten lassen will, ist in Urlaub und ich gehe zu seiner Kollegin (Gemeinschaftspraxis)
Frau Dr. ist für eine Einleitung aber schätzt das Kind auf erst 2800 g... es wird wohl eine leichte und schnelle Geburt. Sie ruft eine Etage tiefer in der
Hebammenpraxis an und diskutiert die Einleitung mit den Hebammen-> Morgen um 8 Uhr geht es los!

11. Juni - 40+3 SSW

Um 8 Uhr wird Baby noch mal vermessen, 3200 g meint Frau Dr.
Meine Hebamme (Sarah) steht daneben, lacht und sagt: "Bei den Riesenbauch 3200g?-Niemals!"
Auf meinen Einweisungsschein steht nur "Entbindung und Wochenbett" und nicht "Einleitung und Wochenbett". Nun muss ich 1 Std auf das Urteil von 2 Klinikärzten warten
denn nun müssen sie statt der Frauenärztin entscheiden ob eingeleitet werden soll. CTG zeigt keine Wehen, es wird noch Blut abgenommen und dann um kurz vor 10 Uhr
kommt endlich das "Einleitungs-OK"

Um 10 Uhr gibts dann auf eigenen Wunsch noch einen Einlauf... Gute Idee oder SCHEISS Idee? Im nachhinein eine scheiss Idee... nach x WC Gängen kommt endlich der Wehentropf dran.
Die Wehen waren wie in den Einleitungen zuvor, alle ok, dazwischen werde ich immer wieder von Sarah auf das WC gescheucht. Der Tropf wird erhöht und ab und an werde ich immer wieder untersucht.
Nach 4 Stunden dann die ernüchterung. NICHTS aber auch wirklich NICHTS tut sich, die Wehen sind schon so schlimm, wie kann es sein das sie nichts bringen? Sarah spricht schon davon alles abzubrechen
und Morgen weiter zu machen, man kann ja nicht ewig den Wehentropf dran lassen. Innerlich breche ich zusammen... 1 Stunde gibt sie Mir und Mini noch.
Die Stunde ist um und Sarah untersucht den Muttermund, ein echt abartiges Gefühl unter Wehen. Irgendwas warmes läuft raus und ich denke "Cool, nun pinkel ich sie auch noch an... mir auch egal!"
Kaum ist der Gedanke zuende gedacht sagt Sarah "Huch, das war jetzt die Fruchtblase!" sie geht aus dem Kreißsaal und sagt den anderen Hebammen bescheid, mein Mann freut sich und sagt: "Jetzt kommt
das Kleine auf alle Fälle!" ich bin nicht mehr so optimistisch und antworte nur: "Nach Blasensprung hat das Kind ohne Fruchtwasser noch immer 24 Std zeit, man kann also noch immer alles abbrechen!"

Sarah kommt zurück und meint "Jetzt müssen wir das zuende bringen!" der Wehentropf wird auf 85 gestellt (E. kam bei 50, L. bei 60... vor der 85 hab ich echt Respekt). Die Wehen werden
viel schlimmer, im Raum sind zwei Hebammen und mein Mann die sich unterhalten, ich weiß nicht mehr wo sie sitzen und verstehe die Worte auch nicht mehr, alles ist wie durch Nebel und irgendwie bin ich
alleine.

15:30 Uhr ich stehe immer wieder auf, kreise mit der Hüfte, Fruchtwasser läuft weiterhin meine Beine entlang und es bringt dennoch nicht viel denn Babys Kopf ist immernoch nicht tief im Becken, kein Druck auf den inneren Muttermund aber Muttermund ist immerhin fast 8 cm
geöffnet... also noch etwas über 2 cm vor mir.

15:40 Uhr ich soll noch mal aufs WC, merke wie ich da so sitze wie irgendwas schon fast ins Becken "knallt", ganz schnell als wenn sich was gelöst hat und runterfällt. Eine Sekunde später
kommt die erste Presswehe und ich bin sowas von geschockt. Irgendwie versuche ich mich zu zwingen die Luft anzuhalten, bloß nicht pressen dachte ich. Krieche mit Hilfe auf das Bett zurück und sag das ich es nicht mehr aufhalten kann zu pressen, wenn wieder eine Wehe kommt.
Sarah hat mir später gesagt, das sie mich in den Moment noch mal untersucht hat, ich weiß davon aber nichts mehr. Innerhalb von 2 Min ist der Muttermund komplett aufgegangen und der Kopf war schon im Geburtskanal obwohl ich es weitestgehend
vermieden hab bei der einen Presswehe mit zu pressen.

Um 15:42 Uhr kam die zweite Presswehe und der Kopf war geboren, auf eine weitere Presswehe sollte ich weil es so schnell ging nicht warten sondern weiter pressen, ein paar Sekunden später
war Devin dann komplett da. Totaler Wahnsinn bei 37 cm KU und 4590g auf 54 cm verteilt.

Devin wurde ziehmlich blau, bekam keine Luft weil die Atemwege voll Fruchtwasser waren und musste abgesaugt werden. Noch ein paar Minuten Sauerstoffmaske und endlich bekam ich mein Sohn zu sehen.
Das war die erste Geburt wo ich in diesen Moment wirklich heulen musste. Die ganze Zeit dachte ich es würde alles in einem Kaiserschnitt enden und ich schaffe es nicht und dann gab es so ein
plötzliches Ende... da kam ich gefühlstechnisch echt nicht mehr mit.

Die Plazenta löste sich leider nur schwer und es musste viel rumgedrückt werden. Verletzungen die man hätte nähen müssen hatte ich zum Glück nicht (ein echtes Wunder).

Nach 2 Stunden Beobachtung durfte ich endlich auf die Wochenstation, vorerst hatte ich das Glück eines Einzelzimmers was sich aber nach 4 Std noch ändern sollte. Ich saß auf der Bettkante und
redete noch 30 Min mit meinem Mann bevor er ging. Was ich nicht wusste: Im sitzen kann das Blut nicht abfließen und staut sich in der Gebärmutter, diese kann sich durch das Volumen des Blutes nicht zusammen ziehen und so
blutet es extrem und bildet einen riesigen Blutkoagel. Als ich dann aufstand und ins Bad wollte kam dann alles auf einmal raus und das Bad sah aus wie in einem Horrorfilm.
Die Schwester die ich dann ran klingelte verfiel sofort in Panik obwohl es mir gut ging. Sie sagte ich solle mich auf den Boden legen-> Im dreckigen Krankenhausbadezimmer??? Niemals!
Ich schlich dann lieber Barfuss durch die Blutlache, legte mich ins Bett und schon kamen 3 weitere Schwestern und 1 Arzt. Eine nahm mein Baby weg und zwei rissen an den Bremsen vom Bett und karrten mich
direkt wieder auf die Kreißsaalstation in einen OP Raum. Eine Schwester meinte dann: "Ich hab nur 2 Kinder, Du hast schon 3... sei froh, es wäre also nicht schlimm falls jetzt deine Gebärmutter raus müsse!"
Wo nun vorher alle um mich herum panisch waren, wurde ich jetzt panisch- aber wie! Eine weitere Schwester dachte dann wohl ich sei noch schwanger und fragte den Arzt welche Schwangerschaftswoche ich sei, ich solle mich beruhigen,
meinen Baby wird schon nichts passieren- Hä? Als dann allseits bekannt wurde das Baby schon draußen ist wurde alles sehr schmerzhaft. Schwester 1 entschied das ich trotz Zugang noch einen weiteren Zugang bräuchte,
fand keine Vene und stach dann einfach mal blind und auf blauen Dunst, nebenbei beschwerte sie sich das irgendwelches Zeug im Notfallschrank fehlen würde, Schwester 2 versuchte mich zu beruhigen, nebenbei stach sich Schwester 1 an der Nadel und brüllte
mich schon fast an ob ich Hepatitis habe und sie sich nun angesteckt hat. Der Doc wartete auf den Anästesisten der aber keine Zeit hatte... scheiss drauf, dann wird einfach mal ohne Narkose angefangen! Spekulumfeststellung, alles wurde gedehnt bis man freie Sicht bis zum Maximum
hatte und irgendwas wurde operiert, ausgekratzt oder was auch immer... DAS war viel schlimmer als alle Geburten die ich je hatte und ich kann mich auch nicht erinnern je so geschrien zu haben.

Nach 4 Std wurde ich zurück auf das Zimmer gebracht, Devin blieb noch im "Babyhotel" weil ich nicht aufstehen konnte. In der darauf folgenden Nacht fing Devin an zu spucken und seufzte immer
beim Atmen. Um 3 Uhr Nachts wurde er von jetzt auf gleich weggenommen und von der Kinderärztin persönlich auf die Intensivstation gefahren. Ich begleitete die beiden noch bis zum Fahrstuhl, nahm dann Devins Teddy und einen Plüschhasen
aus seinen Bett und stand dann auf den dunklen Flur und guckte wie die beiden verschwanden. Was das für ein Gefühl ist kann ich nicht beschreiben.

Die folgenden Tage waren ein auf und ab. Milcheinschuss gab es nicht, stillen klappte nicht, ich sah Devin alle 4-5 Stunden oder mal 10 Std gar nicht, man gab ihn die Flasche obwohl ich so oft
sagte ich würde gerne versuchen zu stillen. Ich schlug mich in der letzten Hoffnung ich könnte den Milcheinschuss doch noch bekommen, mit der elektrischen Milchpumpe im Stillzimmer rum, bis die Brustwarzen blutig waren.

Nach vielen Tränen kam dann irgendwann der Tag der Entlassung. Im Krankenhauspark sah ich noch mal den Arzt der an mir so grauenhaft rumoperiert hat, dass verstärkte noch einmal meinen Fluchtreflex. Meinen Mann schubste ich Richtung Ausgang und trieb ihn noch mit den Worten an
"Bloß schnell weg hier!"

Das Stillen klappt nun dank der Pharmaindustrie mittlerweile ganz gut und mein "Kleiner" nimmt immer genau das zu was er pro Woche sollte. Die ersten Wochen waren ein wenig anstengend. Devin fehlte dank der Intensivstation die Bindung zu mir und ich kam auch nicht wirklich mit ihm klar. Nach ganz viel singen (schief *lol* ), reden (auch wenn er nichts versteht :) ), ganz viel Geduld mit ihm aber auch mit mir, kam dann die Zeit wo er alles aufholen wollte was er auf der Intensiv nicht hatte. Er wollte immer in meiner Nähe sein, schlief nur ruhig wenn er abends auf meinen Bauch/Brust lag und am Tage schleppte ich ihn ständig im Bondolino rum. Mittlerweile hat sich das nun auch normalisiert und ich habe nun das liebste Baby das ich mir hätte wünschen können *ja* Seine Geschwister sind auch total verliebt und auch wenn es viel Arbeit ist mit den 3 Mäusen, so ist es doch der schönste Job der Welt.





(Bilder kommen später wieder raus)

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