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Offener Brief an Freunde (3 Antworten)

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Hallo ihr Lieben,

ich habe mich schon ein bisschen in diesem Forum beteiligt, aber mich noch gar nicht richtig vorgestellt. Daher kurz zu mir bzw. uns: Kinderwunsch seit 4 Jahren, lange von Ärzten hinhalten lassen mit „Machen Sie mal Urlaub“, dann Anfang des Jahres in der Kiwu Diagnostik.

Ich: Endometriose Grad 3; mittlerweile operiert und aktuell in der Wechseljahrtherapie
Mein Mann: Stark schwankende SG von extrem schlecht bis untere Normwerte.
Für Novemer dann 1. IUI geplant

Weswegen ich schreibe: Zu der zermürbenden Situation des Kinderwunsches kommt bei uns noch hinzu, dass mittlerweile unser gesamter Freundeskreis im Babyfieber ist. Unsere drei engsten befreundeten Paare sind aktuell alle schwanger. Wir wissen damit nicht mehr umzugehen, ziehen uns zurück, haben fast den Kontakt vollständig zu allen abgebrochen, wollten uns bisher nicht erklären und haben vergeblich gehofft, das mal jemand unserer Freunde selbst drauf kommt, dass Kommentare wie „Wollt ihr nicht auch langsam mal Kinder – Zeit wird’s“ unangebracht sind.

Daher haben wir uns entschieden, ausgewählten Freunden einen offenen Brief zu schreiben. Wir fahren Ende der Woche für 2 Wochen in den Urlaub und werden den Brief vorher noch verschicken. Dann haben wir erstmal etwas Abstand. Ich wollte euch den Brief einfach mal zeigen bzw. zur Verfügung stellen, falls ihr diesen Weg vielleicht auch so gehen möchtet. Bedient euch *klatsch* Ich freue mich auch über Meinungen und Infos, wie ihr mit dem Thema Freundschaften in dieser Zeit umgeht.

Hier der Brief und viele Grüße - Katti


Liebe…

Wir können keine Kinder bekommen!

Das ist der Satz, der unser Verhalten euch gegenüber zu erklären versucht. Warum wir uns von euch zurückziehen, warum unser Versuch, Freude zu zeigen, wenn wieder ein befreundetes Paar uns glücklich verkündet, eben mal so nebenbei schwanger geworden zu sein, so kläglich missglückte oder warum wir statt zum „Babygucken“ nur eine Glückwunschkarte in den Briefkasten geworfen haben.

(Auf natürlichem Wege) keine Kinder kriegen zu können, das ist nicht so wie mal eben abends in der Kaufhalle keinen Himbeerjogurt mehr zu bekommen. Das ist wie den letzten Himbeerjogurt vor der Nase weggeschnappt zu kriegen, während der Rest der Regale mittlerweile vollkommen leer ist und nun hungrig ins Bett gehen zu müssen – und zwar nicht nur an einem, sondern vielleicht an jedem Tag für den Rest unseres Lebens.

Dieses Gefühl ist so, als ob jemand gestorben wäre, nur ohne Toten und ohne Begräbnis. Selbst das fehlt.

Was wir euch mit diesem Brief sagen wollen:

Bitte schickt uns nicht ungefragt Ultraschall- oder Babybilder. Momente der Freude in dieser Zeit sind oft sehr kostbar. Bitte nehmt sie uns nicht durch diese sicher gut gemeinten Gesten, die uns jedoch nur noch trauriger werden lassen. Steht bitte nicht mehr unangemeldet vor unserer Tür, um uns eure wachsenden Bäuche oder neugeborenen Babys zu zeigen. Lasst uns selbst entscheiden, wann wir dir Kraft dazu haben.

Und vor allem: Verschont uns mit Ratschlägen. Ihr wisst nicht, wovon ihr sprecht. Einem unschuldig Verurteilten im Todestrakt würdet ihr auch nicht raten „Mal an was anderes zu denken“ und jemandem, dem gerade ein Bein amputiert wurde, wächst es auch nicht wieder an, nur weil er fest dran glaubt.

Wir möchten gerne mit euch befreundet bleiben. Aber habt Verständnis dafür, wenn wir uns eine Zeit zurückziehen werden. Stellt es euch vor wie zwei verschiedene Ufer, an denen wir jetzt leben und zwischen denen die Brücke erst noch gebaut werden muss.

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