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Geburtsbericht eines Dezemberlies/Januarlies - Sphereae *länglich* (Keine Antworten)

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Hallo ihr Lieben

Nachdem Sohnemann mich gerade brustmäßig 5 Stunden in Beschlag genommen hat, nutze ich mal die Zeit vor dem Schlafen gehen zum Schreiben meines Geburtsberichtes.

Irgendwie denke ich, dass der Hausputz am 4.1. und das endgültige Vorbereiten der Elterngeldanträge mit zum Beginn gehörte. Ich hatte jene Aufgaben ewig vor mir hergeschoben, aber sie ließen mich gedanklich nie los. Naja, nachdem eben dies Aufgaben erledigt waren und ich Abends noch bis in die Nacht mit einer Freundin telefoniert hatte, gingen wir gegen 2 Uhr schlafen.

05.01.: Um etwa 4:30 Uhr würde ich von heftigen Unterleibsschmerzen aus dem Schlaf gerissen, nachdem der Schmerz dann regelmäßig wiederkam und der Bauch auch hart wurde, war mir klar, dies müssen die richtigen Wehen sein. Die Hebamme beim vorherigen Fehlalarm hatte mir gesagt, wenn die echten Wehen kommen, dann weiß man das sofort und dem war dann auch so. Nach einigen Durchgängen hielt es mich dann nicht mehr im Bett, da ich so die Abstände und auch die Intensität nicht richtig abschätzen konnte. Innerhalb von einer halben Stunde kamen diese Wehen dann auch sehr regelmäßig und waren um 5:30 Uhr in Abständen von 3-5 Minuten. Ich weckte dann meinen Mann und nötigte Ihn dazu noch zu frühstücken, der war natürlich aufgeregt und wollte lieber gleich fahren. Ich selbet wusch mir noch die Haare und frühstückte auch noch meine Obstportion. Dann fuhren wir los in die Klinik. Dort angekommen wurde erst CTG geschrieben, die Wehen waren dort auch schön zu sehen, die anschließende Untersuchung ergab aber: Gebärmutterhals verstrichen, Muttermund gerade mal fingerdurchlässig. Also wurden wir Spazieren geschickt. So liefen wir dann eine Stunde lang im Dunkeln, in der Kälte im Wohngebiet rum und hielten alle paar Meter an, damit ich mich an meinen Mann hängen konnte. Feststellung meinerseits: Ich bin an sich nicht schmerzempfindlich, aber in Sachen Unterleib bin ich dann wohl doch eher empfindlich....
Nach einer Stunde sind wir dann wieder hoch gegangen und noch mal CTG, wieder Untersuchung: Nichts hat sich getan... Also ein Versuch mit der Wanne, um zu sehen, ob die Wehen schwächer, gleich oder stärker bleiben/werden. Geile Wanne, viel Platz, sowas müsste man Zuhause haben. Die Wehen wurden erst schwächer, nahmen dann aber zum Ende hin wieder zu. Da sich weiterhin nichts getan hatte, eine Ärztin hatte mich ein weiteres Mal untersucht und dabei gleich eine Eipolablösung gemacht, einigten wir uns darauf, dass wir wieder heim fahren und noch ne Runde schlafen. also sind wir wieder nach Hause gefahren, auf dem Weg kurz beim Chinesen eingekehrt und was mitgenommen und dann nach nem leckeren Mittagsschmaus ab ins Bett. Dort wurden die Wehen erst stärker, um danach langsam zu entschwinden... Über den Mittag verabschiedete sich dann der Schleimpropf, es ist schon faszinierend was der Körper für Methoden hat das Kind zu schützen... Zum Abend hin haben wir dann ein halbes Gläschen Rotwein getrunken, hatte die Hebamme empfohlen, und sind dann eine Stunde spazieren gegangen. Wieder Zuhause sind wir um 00:30 Uhr ins Bett gegangen.

06.01.: Kaum dass ich gelegen habe fingen die Wehen wieder an und zwar heftiger als zuvor. Die 4. oder 5. Wehe beförderte mich ob ihrer Intensität schlagartig aus dem Bett, da ich finde, dass Wehen im Liegen schier unerträglich sind. Die armen Frauen früher, die alle liegend entbinden mussten... Dann fing ich an in der Wohnung rumzutigern und die Wehen zu veratmen, denn die zwiebelten schon ordentlich. Ich rief dann so um kurz vor 2 Uhr im Kreissaal an, weil ich wusste, dass meine Nachsorgehebamme Dienst hat und fragte die was ich denn nun tun solle und schilderte ihr die Lage. Sie meinte ich solle noch etwas rumlaufen und in mich horchen, wenn ich unsicher oder unruhig wäre, dann solle ich kommen. Da die Wehen dann irgendwann regelmäßig alle 7 Minuten kamen und auch stärker geworden waren, hielt es meinen Mann nicht mehr im Bett, wiederum musste ich ihn zum Frühstücken nötigen bevor wir fuhren, das war eine gute Entscheidung gewesen, da letztlich ein langer Tag vor uns lag... Gegen 3 Uhr kamen wir dann in der Klink an und es wurde mal wieder ein CTG geschrieben, Kind: alle ok, Wehen: zu sehen. Meine Hebamme untersuchte mich und stellte fest, der Muttermund ist erst bei 1-2 cm, aber es handelt sich um Geburtswehen, die Fruchtblase drückt unter der Wehe schon raus... Nun hieß es Wehe um Wehe veratmen und hoffen, dass sich was am Muttermund tut. Ich habe die ganze Zeit gestanden und mich am von der Decke hängenden Tuch festgehalten, weil Sitzen und Liegen echt nicht gingen.
Dann kam der Schichtwechsel um 06:30 Uhr und ein weiteres CTG und eine weitere Untersuchung, die ergab: es hat sich nichts getan... Ich war da echt etwas demoralisiert, als die Hebamme das sagte. Diese schickte mich dann in die Wanne zum Entspannen, denn mit etwas Beobachtung und ihrer Erfahrung, sie ist eine Hebamme kurz vor der Pensionierung, stellte sie fest, dass ich zu verspannt bin und so übten wir in den nachfolgenden 3 Stunden entspannen. Ich fragte mich erst wie man per Knopfdruck entspannen soll, gerade wenn man die erste Geburt vor sich hat und einem alles mögliche durch den Kopf geht. Naja, ich musste dann üben die Gesichtsmuskeln zu entspannen unter der Wehe, dies gelang mir am besten wenn ich mit O vertönte. Also tönte es fortan Oooooo aus meinem Mund, meine Wangen hingen und so schafften wir bis um 09:30 Uhr den Muttermund auf 2-3 cm zu öffnen, also auch nicht viel... Die Hebamme empfahl mir dann den Wehentropf, weil die Geburt kaum voran schritt und man es so auf Dauer nicht lassen könne. Da ich noch nichts nettes vom Wehentropf gehört hatte, sagte ich gleich, dass ich den definitiv nur unter PDA anhängen lasse. Sie war froh über die Entscheidung, weil damit noch mehr Entspannung kommen würde, weil ich dann auch mal schlafen könne. Der Anästhesist kam, klärte mich auf, und setzte dann die PDA, die völlig unspektakulär war. Dann versuchte mir die Hebamme diese blöde Kanüle zu stechen, was am Arm dreimal schmerzhaft schief ging und dicke blaue Flecke zur Folge hatte, um dann schließlich die Vene im Handrücken zu nehmen, was nicht weniger weh tat, aber immerhin klappte. Dann hängte die Hebamme den Wehentropf an und drehte ihn hoch, was kurzzeitig die Herztöne vom Kleinen verschlechterte, so dass sie mir einen Wehenhemmer spritzen musste und meinte, wenn das nochmal passieren würde, dann müsse man direkt einen Kaiserschnitt machen, was mir natürlich einen Schreck versetzte, da eine Sectio das letzte war was ich haben wollte... Außerdem stellte Sie fest, dass es dem Kleinen schlechter ging, wenn ich auf rechts lag, so dass ich den Rest der Zeit nur noch links liegen durfte... Nachdem sich die Herztöne wieder verbessert hatten, startete sie den Wehentropf erneut, aber etwas langsamer. Eine weitere Reaktion blieb aus. Anschließend konnte ich seelig 3 Stunden lang schlafen, was mir wirklich gut getan hat.
Zum Schichtwechsel um 13:30 Uhr wurde erneut untersucht: der Muttermund war wieder nur wenig weiter auf gegangen, jetzt waren wir bei 3 cm... Und der Kaiserschnitt schwebte wie ein Damoklesschwert über uns, so dass ich schon mal vorsorglich die Papiere zum Lesen und Unterschreiben bekam. Danach wurde die PDA wieder nachgespritzt, weil die Wehen langsam wieder deutlicher zu spüren waren und die waren nicht von schlechten Eltern, eben vom Wehentropf angetrieben... So verbrachte ich die nächste PDA-Periode mit deutlich spürbaren, aber nicht heftig schmerzhaften Wehen und hoffte, dass sich endlich mal was deutlich am Muttermund tut. Um 15:30 Uhr wurde erneut untersucht und nun hatten wir endlich einen Fortschritt, der MuMu war bei 5-6 cm... und ich schöpfte neue Hoffnung. Nach dieser Nachricht schickte ich meinen Mann erstmal was essen. Er sollte ne ordentliche Mahlzeit zu sich nehmen, damit er genug Kraft für den Rest der Weges hat. Ein letztes Mal wurde die PDA nachgespritzt, ein weiteres Mal sei nicht möglich meinte die Hebamme, und eine dreiviertel Stunde später war der MuMu tatsächlich auf 9 cm und es stand nur noch ein Saum. Kurz nach der Nachricht kam mein inzwischen gestärkter Mann zurück und ich konnte ihm die freudige Nachricht übermitteln. Die Hebamme erklärte dann, dass der Kopf immer noch abschiebbar sei und nicht im Becken eingestellt sei und dass ich jetzt in der Seitenlage immer mich krümmen solle bei einer Wehe, um dem Kleinen das Wegrutschen zu verhindern und ihm den Weg ins Becken zu ermöglichen. So verbrachten wir Wehe um Wehe, mein Mann gab mir mit seiner Hand die Möglichkeit mich ordnetlich nach vorne zu ziehen unter der Wehe und so mein Möglichstes zu tun, dem Kleinen auf seinem Weg auf die Welt zu helfen. Nach einiger Zeit legte die Hebamme einen Blasenkatheter und entleerte die Blase, ganze 3 Nierenschalen voll Urin kamen raus, obwohl ich vorher auf dem Klo gewesen war... Als das auch nichts half, beschlossen wir in einer der nächsten Wehen die Fruchtblase zu eröffnen. das war ein komisches Gefühl, als der Schwall da so rauskam... Naja das Fruchtwasser war leicht grünlich, also hatte der Kleine irgendwann schon etwas Stress gehabt... Aber auch dieser Schritt half nichts, weiterhin wollte er sich nicht mit dem Kopf im Becken einstellen und als dann die Herztöne unter den Wehen schlechter wurden, fiel die Entscheidung Kaiserschnitt. Bei einer der letzten Wehen, bevor die Entscheidung Sectio fiel, hatte ich es selber gehört, dass die Herztöne ganz langsam wurden und machte mir schon Gedanken.
Naja und dann ging es ganz schnell, Schmuck aus, Kompressionsstrümpfe an nd runter in den OP. In der Vorbereitung wurde ich dann umgebettet und vorbereitet und dann in den OP geschoben. Die Vorbereitungen gingen weiter und nachdem das grüne Tuch gespannt war, durfte auch mein Mann zu mir und sich zu meiner linken hinsetzen. Die PDA wurde aufgespritzt und dann überprüft, was ich noch fühlen kann. Als endlich alles betäubt war, legten die Ärztinnen los. Doch statt einer schnellen Entwicklung des Kindes, folgte ein Gerumpel und Gezerre und Gedrücke in meinem Bauch, ich hatte echt das Gefühl ich werde ausgeweidet. Es tat auch irgendwie weh, obwohl ich keinen Schmerz spürte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörten wir dann das erste zaghafte Gejammere unseres Sohnes. Der Kommentar des Anästhesisten war: "Ist das ein Brocken." Und dann bekamen wir unseren Sohn zum ersten Mal zu sehen und sind beiden in Tränen ausgebrochen, so ergreifend war dieser Moment. Alles was wir zuerst sahen waren Haare, Haare und Haare (eine Schwester meinte ein paar Tage später, er sehe aus wie ein Monchichi und irgendwie hat sie damit recht :-)) und ich meinte nach einem ersten Luft holen, dass er ganz der Papa wäre, der war nämlich als Baby genauso mit langen dunklen Haaren auf dem Kopf ausgestattet gewesen. Nach einer kurzen Untersuchung wurde mir der kleine dann auf die Brust gelegt und er sah so klein und so zerbrechlich aus, Er war noch ganz müde und fertig von den Strapazen. Leider wurde es mir dann nach einer Weile übel und ich musste mich übergeben, so dass der Kleine dann für den Rest der OP mit dem Papa schon mal hoch in den Kreissaal kam. Leider war die PDA bei mir nach oben gekrochen und meine Finger warenzum Teil auch taub geworden und für einen kurzen Moment hatte ich auch Probleme ordentlich einzuatmen, so dass ich nach der OP noch über eine Stunde in der Beobachtung bleiben musste, nicht wissend wie es meinem Kleinen und meinem Mann geht. Ich versuchte dann die Zeit zu nutzen, etwas von dem Stress abzuschalten und zu ruhen, innerlich aber ungeduldig auf den Moment wartend, dass ich endlich bei meiner Familie sein konnte, meinen Sohn in den Arm zu nehmen und ihn anzulegen und die wichtige Bondingphase zu beginnen. Nach 1,5 Stunden war ich endlich im Kreissaal, mein Mann hatte sich sehr viele Sorgen gemacht, weil er immer wieder vertröstet wurde und nicht wusste was mit mir ist und er ganz alleine mit dem kleinen Wurm war, der ganz verzweifelt nach dem mütterlichen Brust suchte und dort doch keine fand. Das erste Anlegen funktionierte direkt und gleich war der Kleine zufrieden. Wir verbrachten die folgende Nacht, den kompletten folgenden Tag und auch die zweite Nacht als Familie zusammen im Bett, für das Bonding, der Kleine bis auf die Windel nackt und wir mit nacktem Oberkörper. So wechselten wir uns ab, damit der kleine uns kennenlernen kann und viel Nähe und Wärme spüren kann.

Der Kaiserschnitt war für mich keine schöne Erfahrung, ich empfand ihn als sehr derben Akt. Die Ärztin meinte, dass es ein Kaiserschnitt für Fortgeschrittene gewesen sei, weil ich ohne je eine Bauch-OP gehabt zu haben, Verwachsungen im OP-Bereich hatte, was die Entwicklung des Kleinen erschwert habe, daher hatte es auch so lange gedauert...

Die anschließenden Tage kämpften wir damit, dass der Milcheinschuss kam und der kam erst 6 Tage später. Da der Bilirubinwert des Kleinen schlechter wurde und er schon einiges abnahm in den ersten Tagen, fütterten wir an 2 Tagen etwas zu, einfach um die UV-Bestrahlung abzuwenden. Inzwischen hat sich das aber alles wunderbar eingependelt und abgesehen vom tagsüber Cluster-Stillen (wahlweise morgens, mittags oder Abends für 3-5 Stunden) dürfen wir uns derzeit über einen schönen Rhythmus freuen: Stillen - drei Stunden Schlafen - Stillen - drei Stunden schlafen...

Insgesamt war es eine lange und anstrengende Geburt und auch eine anstrengendes Wochenbett, aber sein eigenes Kind in den Armen zu halten entschädigt für die vorangegangenen Mühen. Und ganz hinterhältig stehlen die Kleinen sich mit ihrem süßen Aussehen in Mutters und auch Papas Herz und hinterlassen dort für alle Zeiten tiefe Spuren. Eine Erfahrung, die ich so niemals für möglich gehalten hätte :-) Aber es ist definitiv nicht so, dass man die Mühen der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbettes vergisst, dies halte ich für ein Ammenmärchen :-)

Liebe Grüße
Sphereae

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